Experten fordern besseren Schutz von Medieninhalten bei Nutzung durch KI

Corint Media-Veranstaltung „Don’t Disrupt Democracy“: Expertenrunde bewertet den Schutz von journalistischen Inhalten derzeit als unzureichend. Anpassung der Gesetzeslage ist dringend geboten.

Forsa-Umfrage im Auftrag von Corint Media zeigt: Knapp die Hälfte der Befragten sorgt sich vor der zunehmenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz und 94 Prozent fordern eine Kennzeichnung von Nachrichten, die durch KI erstellt wurden.

Im Rahmen einer Veranstaltung von Corint Media zum Thema „Künstliche Intelligenz und Journalismus“ forderten mehrere Experten einen besseren Schutz von journalistischen Inhalten vor einer ungeregelten Verwendung durch Künstliche Intelligenz (KI). So plädierte auf der Podiumsdiskussion der Reihe „Don’t Disrupt Democracy“ die Vorsitzende des Ausschusses für Digitales im Deutschen Bundestag, Tabea Rößner MdB (Bündnis 90/Die Grünen), dafür, dringend das Urheberrecht auf EU-Ebene zu modernisieren: „Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Journalismus künftig noch weniger finanzieren kann und KI irgendwann nur noch aus sich selbst speist, weil keine neuen kreativen Inhalte mehr einfließen. Das wäre fatal für die Vielfalt an Ausdrucksformen, Meinungen und letztlich für unsere Demokratie."

Auch der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Mika Beuster, warb mit Blick auf die drohenden Gefahren durch KI für eine stärkere Regulierung: „Künstliche Intelligenz kann für Journalistinnen und Journalisten ein wertvolles Werkzeug bei ihrer alltäglichen Arbeit sein. Ohne eine überzeugende Regulierung überwiegen allerdings die Gefahren – eine Flutwelle von künstlich generierten Fakenews droht, demokratische Gesellschaften weiter zu spalten, gleichzeitig entziehen die Plattformkonzerne einer tragenden Säule des Journalismus die wirtschaftliche Grundlage. Dabei sind es doch die Journalistinnen und Journalisten, die die natürlichen Fressfeinde der Desinformation sind.“

Professor Tobias Friedrich, der am Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam das Fachgebiet Algorithm Engineering leitet, beschrieb die in mehrfacher Hinsicht problematische Entwicklung einer Verbreitung von nicht-menschlich erstellten Nachrichten deutlich: „Eine Flut von KI-generierten Inhalten bedroht die Finanzierung von Qualitätsjournalismus. Ungeprüfte Informationen in sozialen Medien verdrängen fundierte Berichterstattung – eine gefährliche Entwicklung für die vierte Gewalt und unsere Demokratie."

Dr. Christine Jury-Fischer, Geschäftsführerin von Corint Media brachte die Positionen der Teilnehmer auf den Punkt: „Die erfolgreiche Entwicklung Deutschlands als Innovations- und Wirtschaftsnation ebenso wie der Europäischen Union beruht auch maßgeblich auf dem Schutz von geistigem Eigentum. Es wäre kurzsichtig, dem Wert von geistigem Eigentum eine geringere Bedeutung als dem – von KI erhofften – Innovationspotenzial zuzugestehen und digitale Inhalte einfach zum Nulltarif verwerten zu lassen. Kreative Leistungen sind die Grundlage unserer Kultur und Wirtschaft. Es muss daher einen fairen Interessensausgleich geben zwischen einer prosperierenden Digitalwirtschaft und einer gleichermaßen innovativen Kultur- und Kreativwirtschaft.“

In der Diskussion wurde eindringlich gefordert, die Evaluierung der DSM-Richtlinie vorzuziehen. Laut Gesetzestext muss dem EU-Parlament bis spätestens 7. Juni 2026 ein Bericht über die Wirksamkeit der Richtlinie vorgelegt werden. Mit einer darauffolgenden Nachschärfung könnten Maßnahmen zum Schutz von Inhalten ergriffen werden.

Mit ihren Positionen finden die Teilnehmer der Diskussionsrunde ein Echo in der Bevölkerung: In einer von Corint Media im Vorfeld der Veranstaltung beauftragten repräsentativen Forsa-Umfrage gaben 43 Prozent der Befragten an, dass ihnen die zunehmende Verbreitung von Künstlicher Intelligenz derzeit große oder sehr große Sorgen bereitet. Nur 17 Prozent sagten, die Entwicklung besorge sie nicht. Zum Einsatz Künstlicher Intelligenz als Produzenten von Nachrichten zeigte sich ein noch eindeutigeres Bild: 94 Prozent der Befragten gaben an, dass Nachrichten, die vollständig durch eine KI erstellt wurden, auch als solche gekennzeichnet werden sollten.

Mit der Veranstaltungsreihe „Don’t Disrupt Democracy“ beabsichtigt Corint Media auf verschiedene Aspekte der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie aufmerksam zu machen, die sich durch ihr Disruptionspotenzial für bestehende Geschäftsmodelle zugleich als Stresstest für die demokratische Grundordnung erweisen. Zum Auftakt im Juni unter dem Titel „20 Jahre Plattformökonomie, 20 Jahre Kampf um die Wahrheit“ sprach Kartellrechtsexperte Professor Thomas Höppner über die Möglichkeiten der Regulierung digitaler Gatekeeper. Die Veranstaltungsreihe wird 2025 fortgesetzt.

Umfrage forsa.omnitel – Künstliche Intelligenz

Zielgruppe:
deutschsprachige Personen ab 18 Jahren in Deutschland

Stichprobengröße:
1.007

Befragte Befragungsmethode:
forsa.omnitel, die telefonische Mehrthemenumfrage von forsa (CATI BUS)

Befragungszeitraum:
22. bis 26. November 2024

Gewichtung:
nach Region, Alter und Geschlecht

Statist. Fehlertoleranz:
+/- 3 Prozentpunkte

 

Über die Corint Media GmbH

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