Ob selbstfahrende Autos, Spracherkennungssysteme, Spam-Filter oder personalisierte Werbung – überall kommen heutzutage hochkomplexe, selbstlernende Systeme zum Einsatz. Sie verwenden Algorithmen, um auf Basis von Daten und Mustererkennung menschenähnliche Entscheidungen und Vorhersagen zu treffen. Dadurch können sie Aufgaben ausführen, die traditionell menschliche Intelligenz und Erfahrung erfordern würden. Zusammengefasst werden derartige Systeme unter dem Schlagwort Künstliche Intelligenz, oder kurz KI. Diese neue Technologie bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und Forscher und Entwickler finden ständig neue Einsatzfelder. Doch dabei stoßen sie nicht immer auf uneingeschränkten Applaus.
„Künstliche Intelligenz ist ein Reizthema. Während die einen begeistert sind von den vielen Möglichkeiten der Technologie, löst sie bei anderen Unbehagen oder sogar Angst aus“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e.V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe. „Das Spektrum der Kritik reicht von Warnungen vor dem Verlust tausender Arbeitsplätze bis hin zur Angst vor der Übernahme der Gesellschaft durch Maschinen. Hier muss man differenzieren: Während erstere Befürchtung durchaus nicht von der Hand zu weisen ist, sind wir von einem Szenario wie in den Matrix-Filmen glücklicherweise noch meilenweit entfernt.“
Trotzdem gibt es einige Bereiche, in denen der Einsatz von KI trotz beeindruckender Resultate überaus umstritten ist. Dazu gehört beispielsweise die Kunst, denn diese wird in der Regel von kreativen, talentierten und aufopferungsvollen Menschen erschaffen.
Die Erstellung von Kunstwerken mithilfe Künstlicher Intelligenz hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. KI ermöglicht es, komplexe Algorithmen zu nutzen, um zum Beispiel Bilder und Musikstücke zu generieren, die von den Werken alter Meister wie Picasso und Beethoven oft kaum zu unterscheiden sind. Das ist allerdings wenig überraschend, denn KI generiert Kunst auf Basis vorhandener Werke. Die deutsche Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) schreibt dazu in einem Positionspapier:
„Wir sind grundsätzlich offen gegenüber technologischem Fortschritt und begrüßen neue Möglichkeiten als Bereicherung unserer Ausdrucksformen. Gleichzeitig aber müssen wir auf die mit dieser Technologie einhergehenden Probleme hinweisen: KI-Systeme untergraben den Wert human-kreativen Denkens und Arbeitens und bergen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für uns Kreativschaffende. Es droht ein wirtschaftlicher Konzentrationsprozess, zum Vorteil weniger KI-Unternehmen, aber zum Nachteil von Hunderttausenden Kreativschaffenden. Dabei sind es die Kreativschaffenden mit ihren Werken, die die Daten- und Vermarktungsgrundlage der KI-Unternehmen schaffen, aus der sich KI-Systeme speisen.“
Gerade bei der Bildbearbeitung und der Bilderstellung kommt KI bereits häufig zum Einsatz, etwa wenn Bilder von Menschen erstellt werden sollen, die gar nicht existieren. Prominente Beispiele für solche künstlich generierten Avatare sind virtuelle Influencerinnen wie Lil Miquela, Naughty Boo, shudu.gram, itsbinxie, Rozy oder Noonoouri. Sie alle haben hundertausende Follower, arbeiten mit Modelabels zusammen und verdienen in den Sozialen Medien mit Fotos und Videos Geld, existieren jedoch in der realen Welt nicht. Auch sogenannte Deepfakes, bei denen prominente Persönlichkeiten in Bilder und Videos hineinretuschiert werden, sind durch KI deutlich einfacher und überzeugender geworden. Das birgt natürlich auch Gefahren, wenn etwa solche Deepfakes eingesetzt werden, um den Ruf einer prominenten Person zu zerstören oder eine politische Agenda verfolgt wird.
Auch abstrakte Kunstwerke wurden bereits von KI erschaffen. Hier kommt ebenfalls ein Algorithmus zum Einsatz, der bereits bestehende Stile und Techniken analysiert und nachahmt. Darüber hinaus kann die Technologie auch dreidimensionale Modelle und Skulpturen erstellen. Hier hat sich OpenAI, das Unternehmen hinter der gerade gehypten, textbasierten KI ChatGPT, hervorgetan und mit Dall-E eine Möglichkeit dazu geschaffen. Ähnlich funktioniert das Programm Midjourney, das mit seinen Kreationen bereits Kunstpreise abgeräumt und das englischsprachige Kinderbuch „Alice & Sparkle“ von Ammaar Reeshi illustriert hat. „Für Illustratoren und andere Kreativschaffende ist das natürlich ein Problem, denn sie liefern – oft unfreiwillig – das Trainingsmaterial für die Technologie, die sie am Ende ersetzen könnte“, erklärt Götz Schartner. Auch urheberrechtlich gibt es daher Bedenken gegen den Einsatz von KI in der Kunst. Denn auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein macht: Neues erschaffen kann die KI aktuell nicht. Sie kann lediglich auf Basis der Lehrmaterialien, mit denen sie gefüttert wurde, vorhandene Informationen neu kombinieren und imitieren.
Künstler, die wissen wollen, ob ihre Werke für das KI-Training eingesetzt wurden, können dies unter https://haveibeentrained.com/ prüfen. Außerdem können sie hier auch ein sogenanntes Opt-Out hinterlegen, mit dem sie deutlich machen, dass keine Genehmigung vorliegt, die eigene Kunst zu Trainingszwecken einzusetzen. So soll verhindert werden, dass künftige Programme diese Werke nutzen können.
Doch nicht alle Künstler sprechen sich gegen KI in der Kunst aus. Befürworter argumentieren, dass sie sogar dabei helfen kann, die Werke zu verbessern, indem sie Prozesse automatisiert und als Quelle der Inspiration dienen kann. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung sich KI in der Kunst entwickelt. Wie bei jeder Technologie gibt es Vor- und Nachteile, und der Mensch entscheidet, wie er damit umgeht.
Weitere Informationen zu diesem und vielen anderen Themen sowie Tipps zum sicheren Umgang mit dem Internet finden sich auf der Webseite von SpardaSurfSafe: https://www.spardasurfsafe-bw.de/
Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Verein Sicherheit im Internet e. V. und dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Großprojekt im achten Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „SpardaSurfSafe ist für uns ein Herzensprojekt, das wir mittlerweile in 32 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg durchgeführt haben. Rund 450.000 Teilnehmer konnten seit dem Start von dem Programm profitieren. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Martin Hettich, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg.
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