Vielfältig sind auch die Zukunftsvisionen für den Kontinent, welche die Studierenden des TUM Campus Heilbronn präsentieren: Ein europaweites Festival zum Europatag am 9. Mai schlagen sie vor. Ein einheitliches Schulsystem für die gesamte EU. Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürgerinnen und Bürger ihrer Mitgliedsstaaten. Und natürlich die Förderung von Kunst und Kultur, um die Vielfalt der europäischen Völker zueiner harmonischen Einheit zu verschmelzen.
Viele drängende Fragen
„Als ich euch zugehört habe, dachte ich, dass ihr das Europäische Parlament sein solltet“, lobt Prof. Frank Baasner, langjähriger Direktor des Deutsch-Französischen Instituts, die kreativen Ideen. Denn die Realität sehe anders aus: „Niemand spricht heute mehr über das föderale Europa. Es ist nicht klar, wie die Zukunft Europas aussehen wird.“ Viele drängende Fragen gelte es zu beantworten: Kann Europa seine Sicherheit selbst in die Hand nehmen, falls die USA künftig kein Verbündeter mehr sein werden? Wie soll der Kontinent mit der starken wirtschaftlichen Konkurrenz aus anderen Teilen der Welt umgehen? Kann eine Lösung gefunden werden, um die Vorteile der Immigration zu genießen und gleichzeitig die Risiken einzudämmen? Wie können wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz in Einklang gebracht werden?
Abschließend beantworten kann das folgende Panel „Cross The Border, Close The Gap. Der Zeitgeist in Europa nach der Postmoderne” diese Fragen nicht. Und doch geben die Diskussionsteilnehmenden – Frank Baasner, die Heilbronner Gemeinderätin Isabell Steidel, der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Algier Matthias Schäfer sowie dieStudierenden am TUM Campus Heilbronn Jie Li und Bahadir Duranlioglu – dem Publikum anregende Denkanstöße mit auf den Weg. „Europa ist mein Leben – ich habe in sieben europäischen Ländern studiert oder gearbeitet und gelebt. Es ist eine große Chance, in stabilen, demokratischen, wohlhabenden Zeiten zu leben“, antwortet Baasner auf die Frage von Moderatorin Charleen Florijn, was ihm Europa bedeute. „Europa definiert sich über seine Werte. Wir stehen mit den Gesetzen, die wir machen, füreinander ein“, sagt Steidel. Auch Li ist überzeugt: „Wirtschaftliche Fragen mögen uns auseinandertreiben, aber die demokratischen Werte werden uns immer wieder zusammenführen.“
Wirtschaftliche Chancen und Freiheit für alle
Die junge Chinesin zeigt sich vor allem von der blühenden Kultur Europas fasziniert: „Auf keinem anderen Kontinent gibt es eine so große Dichte an kulturellem Erbe.“ Ihr Kommilitone Duranlioglu, der aus der Türkei stammt und als Kind drei Jahre in Belgien verbracht hat, fügt hinzu: „Europa ist einer der großartigsten Orte, der Menschen aus verschiedenen Kulturen beherbergt.“
Doch gleichzeitig müsse sich der Kontinent den aktuellen Herausforderungen stellen: „Wir sollten uns nicht als eine Insel betrachten. Wir müssen den Bürgerinnen und Bürger Europas Lösungen liefern, die funktionieren. Wir benötigen ein Ökosystem, das wirtschaftliche Chancen und Freiheit für alle bietet“, mahnt Schäfer. „Wir brauchen mehr Sichtbarkeit und Transparenz“, nennt Steidel ein weiteres Defizit und spricht sich außerdem für ein einheitliches soziales Sicherungssystem aus. Kritisch äußert sich Baasner: „Wenn es uns nicht gelingt, die Bürokratie zu lockern und unser Potenzial freizusetzen, dann haben wir ein Problem.“ Doch noch sei es nicht zu spät: „Lasst uns wettbewerbsorientiert denken. Lösen wir die sozialen Probleme und legen dann einfach los!“
Einheit in der Vielfalt
Auch für die übrigen Diskussionsteilnehmenden überwiegen die Potenziale letztlich die Herausforderungen: „Was uns wirklich stärkt, ist, dass wir in der Vielfalt geeint sind“, ist Steidel überzeugt. Große Qualitäten nimmt auch Duranlioglu wahr: „Europa hat ein enormes Potenzial, wenn es ihm gelingt, seine organisatorischen Probleme zu lösen, bevor es neue schafft.“
Am Ende sind sich fast alle Podiumsgäste einig: Die „Vereinigten Staaten von Europa“ werden im Jahr 2050 Realität sein. Dr. Rangel Trifonov, Programmkoordinator bei der TUM Campus Heilbronn gGmbH und Initiator des „We are Europe“-Events, stellt abschließend fest: „Europa hat eine Geschichte, aber – wie wir in den letzten Stunden gesehen haben – es hat auch eine glänzende Zukunft.“
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