Heute: Martin Skrodzki, Mathematiker
Martin Skrodzki studierte Mathematik und Informatik in Dortmund, Laredo (TX, USA) und Berlin, wo er 2019 an der Freien Universität zum Dr. rer. nat. promoviert wurde. Anschließend arbeitete er als Postdoc an der Brown University (USA), am RIKEN-Institut (Japan) und an der TU Delft (Niederlande). Für seine herausragenden akademischen Leistungen wurde er 2021 in die 5. Leadership Academy aufgenommen – ein Programm der German Scholars Organization, das durch die Klaus Tschira Stiftung gefördert wird. Derzeit ist er Assistant Professor an der TU Delft in der Arbeitsgruppe für Computergrafik und Visualisierung. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Visualisierung hochdimensionaler Daten, die Verarbeitung diskreter Geometrie sowie die Wechselwirkungen zwischen Mathematik und Kunst.
Wie würdest Du einem Kind Deine Arbeit erklären?
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ein gutes Beispiel dafür sind Anleitungen, etwa für den Aufbau eines Schranks. Nach dem Auspacken liegen alle Teile herum. Die Anleitung zeigt dann –Bild für Bild – wie diese Teile zusammenpassen. Auch wenn man noch nie einen Schrank aufgebaut hat, kann man der Anleitung folgen, die Bilder anschauen und verstehen, wie aus den Brettern und Schrauben am Ende ein Schrank wird.
In meiner Arbeit mache ich etwas ganz Ähnliches, aber für Objekte aus der Mathematik. Ich erstelle Illustrationen von Dingen, die eigentlich völlig abstrakt und nur schwer vorstellbar sind. Allerdings sind meine Anleitungen nicht immer Bilder auf Papier. Manchmal baue ich auch Modelle, erstelle einen Film oder ein kleines Spiel, um der Mathematik Anschaulichkeit und Leben einzuhauchen. Auf diese Weise gewinnen nicht nur meine Studierenden, sondern häufig auch Kolleginnen und Kollegen ein besseres Verständnis von komplexen mathematischen Konzepten.
Was hat die Förderung der Klaus Tschira Stiftung für Dich bewirkt?
Seitdem ich das Leadership-Programm durchlaufen habe bin ich Mitglied im Alumni-Netzwerk „AlumNode“ der Klaus Tschira Stiftung. Dieses Netzwerk hat sich für mich als äußerst wertvoll erwiesen. Es ermöglicht mir den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen talentierten Menschen, die von der Stiftung unterstützt wurden. Wir teilen Erfahrungen, Ideen und Ressourcen miteinander. So konnte ich zum Beispiel meinen Ansatz zu „Deep Work“ zunächst entwickeln und dann in einer der digitalen Kaffeepausen vorstellen. Umgekehrt habe ich schon viel durch die unterschiedlichen Vorträge und Menschen gelernt, denen ich im Netzwerk begegnen durfte.
Was trägt Dich durch schwierige Phasen?
Es läuft natürlich nicht immer alles rund. Wenn morgens früh noch vor dem Frühstück die E-Mail reinkommt, dass die lange bearbeitete Forschungsarbeit nicht zur Veröffentlichung freigegeben wurde, dann ist der Tag erstmal verregnet. Oder wenn der Antrag auf Forschungsgelder mit dem Kommentar zurückkommt, dass nicht klar wurde, wie diese Arbeit die Wissenschaft voranbringt, dann macht sich direkt schlechte Laune breit. Ich versuche dann, meine Frustration in Gesprächen mit meiner Frau, Freunden und Kollegen zu verstehen. Es hilft mir meistens schon sehr, einfach mit jemandem zu sprechen. Abseits davon hilft immer auch eine Runde Sport, um auf andere Gedanken zu kommen. Bei mir bedeutet das: Aikido (eine japanische Kampfkunst) oder rein in die Joggingschuhe und für ein paar Kilometer in den Park.
Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich vor Beginn Deiner Berufslaufbahn geben?
Es ist wichtiger, etwas zu finden, dass dir wirklich Spaß macht, als den – wie gut auch immer gemeinten – Ratschlägen für Ausbildung und Karriere zu folgen. Ein paralleles Studium von Mathematik und Informatik, auch wenn die Noten dann vielleicht nicht ganz so toll sind? Mach es, wenn es Spaß macht! Fokus auf Illustrationen, auch wenn es dafür keine etablierten Publikationsmöglichkeiten gibt? Wenn es dich interessiert, dann interessiert es sicherlich auch andere! Triff deine Entscheidungen so, dass du auch morgen noch motiviert aufstehst und dich auf das freust, was dich erwartet.
Was erfüllt Dein Herz jenseits der Arbeit?
Ich hatte schon von meiner Frau, meinem Freundeskreis und dem Sport gesprochen. Das sind die wichtigsten Elemente in meinem Leben. Abseits davon schaue und lese ich gern Science Fiction, spiele Brettspiele und koche. Denn jenseits der Arbeit muss wirklich jenseits der Arbeit sein, nur dann entspannt es wirklich.
Was braucht die Wissenschaftslandschaft in Deutschland derzeit am nötigsten?
Es braucht eine nachhaltige Lösung für die Beschäftigung im akademischen Betrieb. Es kann nicht dabei bleiben, dass exzellente Kräfte mit befristeten Verträgen gegeneinander ausgespielt und in kürzester Zeit verheizt werden. Wir brauchen Nachhaltigkeit, die alle Aspekte der akademischen Arbeit einbezieht, nicht nur Forschung und Drittmittel, sondern in gleichem Maße die Lehre, die heute vielfach zu kurz kommt.
AlumNode
AlumNode ist die interdisziplinäre und internationale Alumni-Plattform für Programme, die von der KTS gefördert werden. Die Plattform bietet relevante Angebote für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Professionals mit akademischem Hintergrund. Hier treffen beispielsweise KlarText-Preisträgerinnen und -Preisträger auf Fellows der Leadership Academy und des Klaus Tschira Boost Fund sowie auf Alumni des Heidelberg Laureate Forums.
German Scholars Organization
Die German Scholars Organization e.V. (GSO) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der 2003 von Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern gegründet wurde. Die Organisation setzt sich für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, die eine Karriere in Deutschland verfolgen wollen – ob in der Forschung oder in anderen Sektoren. Zusätzlich berät die GSO zu Karriereoptionen und bietet Zugang zu einem breiten Netzwerk an Peers und Expertinnen und Experten. Gemeinsam mit starken Partnern führt die GSO innovative Programme für einen zukunftsfähigen Standort Deutschland durch – neben der Leadership Academy sind darunter der Klaus Tschira Boost Fund für Postdocs und der Carl-Zeiss-Stiftungs-Fonds zur Berufung internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de.
Klaus Tschira Stiftung gGmbH
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