Der Entwurf der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) widerspricht den europäischen Nachhaltigkeitszielen

Mit dem Entwurf der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) schießt die Europäische Kommission über das Ziel für mehr Nachhaltigkeit hinaus. So die Kernbotschaft der vom Forum Serviceverpackungen (FSV) und der European Paper Packaging Alliance (EPPA) organisierten Podiumsdiskussion auf der Interpack am 6. Mai. Auch wenn das Ziel für mehr Nachhaltigkeit von der Verpackungsindustrie unterstützt wird, braucht es nach Ansicht der Diskussionsteilnehmenden einen anderen Ansatz.

In der Diskussion wurde vor allem eins klar: bei der Einführung verpflichtender Mehrwegquoten muss die aktuelle Datengrundlage stärker berücksichtig werden. So finden sich zum Beispiel die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Ökobilanzen von Einweg- und Mehrwegverpackungen, wie zum Beispiel die  vergleichende Lebenszyklusanalyse (LCA) von Ramboll oder die Sektor-Analyse  von Kearney, im PPWR-Entwurf nicht wieder. Das Panel machte deutlich, dass eine wirklich nachhaltige Verpackungsindustrie beides im Blick haben muss: Einweg und Mehrweg.

Starre Mehrwegquoten werden die Umwelt stärker belasten

Einleitend wurde der aktuelle Stand der PPWR zusammengefasst und auf die größten Defizite verwiesen. Es wurde deutlich, dass sich der PPWR-Entwurf auf eine Folgenabschätzung stützt, die keine belastbare Datengrundlage für die Marktbeschränkungen für Kreislaufverpackungen aus Papier, Pappe und Karton (Artikel 22) und den unrealistisch hohen Zielvorgaben für Mehrwegverpackungen (Artikel 26) darstellt. Die im Entwurf enthaltenen Mehrwegquoten würden zu einer Ausweitung der Nutzung von Kunststoffverpackungen führen, welche zu erhöhten CO2-Emissionen, Wasser- und Energieverbrauch führen würden.

Ein- und Mehrweg müssen zusammengedacht werden

Aus Sicht der Referenten*innen müsse die PPWR angepasst werden, um die Wiederverwertbarkeit, Erneuerbarkeit und Umweltverträglichkeit aller Verpackungsoptionen zu fördern. Wichtig sei, dass Einweg und Mehrweglösungen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern anhand ihrer Ökobilanzen und jeweiligen Vor- und Nachteile auf wissenschaftlicher Basis verglichen werden. Einweg-Papierverpackungen können z.B. die Ausbreitung lebensmittelbedingter Krankheiten verhindern, indem sie die in der Verpackung enthaltenen Lebensmittel vor externer Verunreinigung und Kreuzkontamination innerhalb der Kreislaufsysteme schützen. Ein Verbot von Einweg-Papierverpackungen würde daher nicht nur die gesamte Wertschöpfungskette der faserbasierten Verpackungsindustrie wirtschaftlich schaden und den Wettbewerb zwischen Gastronomiebetrieben verzerren, sondern auch ein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen. Um die besten ökologischen, wirtschaftlichen und hygienischen Ergebnisse im Sinne des Europäischen Green Deals zu erreichen, sei es wichtig, Ein- und Mehrwegverpackungen als komplementäre Lösungen zu betrachten.

Verpackungsabfälle durch höhere Recyclingquoten und -ziele verringern

Als Alternative zu pauschalen Mehrwegquoten wurden verbindliche Sammelziele vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass Verpackungen nicht falsch entsorgt werden, sondern zu Recyclingbetrieben gelangen und zu hochwertigen Sekundärprodukten verarbeitet werden. Die Papierverpackungsindustrie habe mit 82 % die höchste Recyclingquote aller Verpackungsmaterialien und strebt bis 2030 eine Quote von 90 % an. Um das volle Potenzial von faserbasierten Verpackungen auszuschöpfen, unterstützen die Referent*innen eine Erhöhung der Recyclingquoten und -ziele und einen Ausbau der erforderlichen Infrastruktur in den EU-Mitgliedsstaaten.

Teilgenommen an der Diskussion haben Floor Uitterhoeve, Director, European Market Sustainability, McDonald’s; Guido Aufdemkamp, Executive Director, Flexible Packaging Europe (FPE); und Matti Rantanen, Director General, European Paper Packaging Alliance (EPPA). Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Andreas Helbig, Managing Director, Seda Germany GmbH.

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