Eine umfassende Energiewende geht nur Hand in Hand mit einer zukunftsfähigen Wärmewende. Selten war das Thema der nachhaltigen Wärmeversorgung so deutlich im öffentlichen Bewusstsein verankert wie zurzeit. Deshalb appelliert der Bundesverband Geothermie (BVG) in einem gemeinsamen Impulspapier mit dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und dem Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) an die Politik, jetzt die richtigen Rahmenbedingungen für einen schnellen und weitreichenden Ausbau der Tiefen Geothermie zu schaffen. Gemeinsam legen die Verbände konkrete Handlungsempfehlungen vor, um die Rolle der Tiefen Geothermie im Zuge der Wärmewende zu stärken und den Ausbau von Wärmenetzen zu beschleunigen.
„Die Erdwärme spielt als grundlastfähige Energiequelle eine Schlüsselrolle bei einer klimaneutralen Wärmeversorgung der Zukunft. Dank toller Ingenieursleistungen und mutigem Unternehmergeist konnten in Deutschland bereits zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Mit der richtigen Unterstützung aus der Politik wird die Geothermie zum Booster für die Wärmewende“, so BVG-Präsident Helge-Uve Braun.
„Das Osterpaket der Bundesregierung hat die Wärmewende und damit die großen Potenziale der Geothermie bislang nicht adressiert. Dabei wird sie für unsere Energiesouveränität im Konzert der Erneuerbaren Energien ebenso benötigt wie für das Erreichen der Klimaziele. Jetzt sind die bestehenden Lücken im EEG für eine bessere Nutzung der Erdwärme im parlamentarischen Verfahren zu schließen und auch mit Blick auf das Sommerpaket dringend die Weichen zu stellen. Gerade für Nah- und Fernwärmenetze bietet die Erdwärmenutzung viele Möglichkeiten. Deshalb ist jetzt unter anderem die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und die Förderung geologischer Landesaufnahmen voranzutreiben und die erneuerbare Wärmeerzeugung in allen Gesetzen klar zu priorisieren“, kommentiert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.
„Die Tiefen-Geothermie kann – wo immer sie verfügbar ist – einen wichtigen Beitrag zur Transformation der kommunalen Wärmenetze leisten. Um die Potenziale auch tatsächlich auszuschöpfen, müssen die Herausforderungen geothermaler Projekte wie beispielsweise das Fündigkeitsrisiko zielgerichtet adressiert werden. Als Schlüsselinstrument sehen wir neben der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) dafür insbesondere die kommunale Wärmeplanung. Sie ist daher als Leitinstrument für die effiziente Weiterentwicklung der kommunalen Versorgungsinfrastrukturen bundesweit zu etablieren“, so VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.
„Fernwärme braucht – mehr! – Geothermie“, so John Miller, stellvertretender Geschäftsführer des Energieeffizienzverbandes AGFW. „Die Fernwärmebranche hat von der neuen Bundesregierung ein ambitioniertes Ziel für klimaneutrale und Erneuerbare Energien in das Aufgabenheft geschrieben bekommen: 50 Prozent sind bis 2030 zu erreichen. Das funktioniert nur, wenn die bekannten klimaneutralen Wärmequellen und Brennstoffe vorbehaltlos genutzt und erschlossen werden können und ein klares politisches Commitment besteht, dieses mit einem angemessenen Anreizsystem zu stützen. Wie es – auch abseits der klassischen Geothermieregionen im Süden – gehen kann, zeigt die geplante Geothermieanlage in Hamburg-Wilhelmsburg. Bei erfolgreicher Fündigkeit kann das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt ein Leuchtturm für eine CO₂-neutrale Wärmeversorgung im norddeutschen Raum werden. Wir sagen: mehr davon und nach Möglichkeit verstetigt und gestützt durch ein zeitnahes Inkrafttreten der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW).“
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Dazu zählen eine staatliche Risikoabsicherung für tiefe Bohrungen, eine gezielte Aufstockung der Fördergelder für geothermische Heiz- und Kraftwerke sowie Erdwärmepumpen. Denn egal, ob über tiefengeothermisch betriebene Fernwärmenetze oder über dezentrale oberflächennahe Systeme: Hat man das Potenzial der Erdwärme einmal entfesselt, ist sie preisstabil, nachhaltig und zukunftsfähig. 42 Tiefe Geothermieanlagen in Deutschland und über 440.000 oberflächennahe Erdwärme-Systeme sind bereits im ganzen Bundesgebiet in Betrieb und beweisen: Die Technologie ist skalierbar, die Branche ist bereit. Und die Erdwärme? Die ist ohnehin immer verfügbar.
Der 1991 gegründete Bundesverband Geothermie e.V. (BVG) ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Einzelpersonen, die auf dem Gebiet der Erdwärmenutzung in allen Bereichen der Forschung und Anwendung tätig sind. Er vereint Mitglieder aus Industrie, Wissenschaft, Planung und der Energieversorgungsbranche. Hauptaufgaben des Verbandes sind die Information der Öffentlichkeit über die Nutzungsmöglichkeiten geothermischer Energie zur Wärme- und Stromerzeugung sowie der Dialog mit politischen Entscheidungsträgern. Der BVG organisiert den jährlichen Geothermiekongress DGK ebenso wie Workshops zu aktuellen Themen und ist Herausgeber der Fachzeitschrift "Geothermische Energie" sowie weiterer Informationsmaterialien.
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