Während der Sommer für zahlreiche Menschen eine Erleichterung nach dem Corona-Stillstand im Frühjahr bedeutete, haben viele nicht wirklich durchatmen können. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen sowie ihre Familien erlebten keine erhebliche Verbesserung ihrer Lage. Neben der anhaltenden Sorge vor einer risikoreichen Ansteckung belasteten die Betroffenen vor allem der lückenhafte Therapiebetrieb sowie die unzureichenden betreuerischen Unterstützungsmaßnahmen.
So gibt ein Viertel der Befragten an, dass ihr beeinträchtigtes Kind nach wie vor die Schule, Kita oder Betreuungseinrichtung nicht oder nur eingeschränkt besuchen kann. Immerhin birgt der Regelbetrieb Risiken. Auch problematisieren die Befragten die erhöhte Erkrankungsfrequenz ihres beeinträchtigten Kindes. Häufige, wenn auch leichte Atemwegserkrankungen, führten zu regelmäßigem Unterrichtsausschluss.
»Zudem sagt mehr als die Hälfte der Befragten, dass ihr beeinträchtigtes Kind auch nach Aufhebung des Frühjahr-Lockdowns die notwendigen Therapien nicht oder nur in eingeschränktem Maße wahrnehmen konnte. Dabei wird aus den Antworten der Teilnehmenden deutlich, dass gerade Therapien nach dem Lockdown essenziell gewesen wären, um die entstandenen Entwicklungsrückschritte aufzuholen«, so Dorothea Kugelmeier, Forscherin am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT.
Was betroffenen Familien im Lockdown hilft
Eines ist sicher: Die Corona-Lage wird sich in den kommenden Wochen nicht verbessern. Doch welche Unterstützungsformen benötigen Familien mit beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen, um Lockdown-Phasen besser zu meistern? Insgesamt wünscht sich ein beträchtlicher Teil der Befragten technische Unterstützung. So geben über 80 Prozent der Befragten an, dass ihnen technische Geräte für Freizeitaktivitäten und schulische Belange helfen würden. Auch Angebote zum Aufbau und Erhalt sozialer Kontakte wünschen sich knapp 60 Prozent für ihr beeinträchtigtes Kind.
Hinsichtlich des schulischen Lernens sagen mehr als die Hälfte der Befragten, dass Lernprogramme hilfreich wären, die auf die besonderen Bedarfe ihres Kindes ausgerichtet sind. Aus den Antworten der Befragten wird außerdem ersichtlich, dass bedarfsgerechter Online-Unterricht, individuell betreutes Online-Lernen sowie digitale Angebote zur Kommunikation mit den Schulen ausdrücklich gewünscht sind.
Für die Mehrheit der befragten Familien sind darüber hinaus Therapie-Sprechstunden im Online-Format dringend notwendig. Wobei sich mit 60 Prozent ebenso viele Umfrageteilnehmende wünschen, dass die Therapien im häuslichen Umfeld weitergeführt werden. Letzteres wird besonders deutlich von Betreuungspersonen psychisch, geistig und lernbeeinträchtigter Kinder genannt.
»Der Mehrwert technischer Endgeräte muss jedoch differenziert betrachtet werden. Viele der Befragten weisen darauf hin, dass ihr Kind aufgrund seiner Beeinträchtigung nicht in der Lage ist, digitale Medien zu benutzen«, sagt Dr. Raimund Schmolze-Krahn, Vorstand des Inclusion Technology Labs.
Mit Blick auf institutionelle Unterstützungsmaßnahmen geben über 40 Prozent der Befragten an, dass sie Hilfe beim Homeschooling benötigen würden, um die Lernfortschritte ihres Kindes zu verbessern. Auffällig ist hierbei, dass diese Unterstützungsform insbesondere von Eltern körperlich beeinträchtigter Kinder gewünscht wird.
Auch finanzielle Hilfen werden gebraucht. 44 Prozent der Befragten – insbesondere Eltern psychisch, geistig und lernbeeinträchtigter Kinder – wünschen sich Unterstützung zur Finanzierung von zusätzlichen Betreuungs- und Pflegebedarfen. Etwas mehr als ein Drittel gibt an, dass Zuschüsse zum Ausgleich von Lohneinbußen aufgrund der Kinderbetreuung hilfreich wären.
Eine detailliertere Zusammenstellung der Studienergebnisse steht auf folgender Webseite zur Verfügung: www.fit.fraunhofer.de/de/umfrage-familien-mit-beeintraechtigten-kindern-in-der-corona-krise.html
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