Ob Lösemittel- oder wässrige Reinigung, um ein anforderungsgerechtes Ergebnis zu erzielen, muss die Temperatur der Prozessmedien in einem definierten Arbeitsfenster liegen. Bei einer mit brennbarem Kohlenwasserstoff über dem Flammpunkt betriebenen Lösemittelanlage ist außerdem zu gewährleiten, dass Aggregate wie Vakuumpumpe und Kühlung temperaturabhängig zugeschaltet werden. Im Falle einer wässrigen Reihentauchanlage mit offenen Bädern ist ab einer gewissen Temperatur eine Absaugung im Einsatz. Sowohl die Heizung als auch die Nebenaggregate zählen zu den wesentlichen Energieverbrauchern einer Reinigungsanlage.
Hohe Energieverluste durch unnötige Standby-Zeiten
Damit die Anlage nach einer Betriebsunterbrechung, beispielsweise über Nacht, durch ein Wochenende oder einen Feiertag, rechtzeitig wieder betriebsbereit ist, stellt ein Mitarbeiter ein, wann die Heizung mit dem Temperieren der Medien beginnen soll. Dieser Zeitpunkt für den Start der Aufheizung wird üblicherweise erfahrungsbasiert und mit einem großzügigen Sicherheitspuffer festgelegt. Dadurch kommt es nicht selten zu mehrstündigen Standby-Zeiten, in denen die Prozessmedien im festgelegten Temperaturfenster gehalten werden, ohne dass eine Reinigung von Teilen erfolgt. Die für dieses unnötige Aufheizen der Medien und gegebenenfalls den Betrieb der Nebenaggregate erforderliche Energie summiert sich im Laufe eines Jahres schnell auf einen Verbrauch im unteren vierstelligen Kilowattstunden-Bereich.
Intelligente Heizungssteuerung minimiert Energieverbrauch
Abgesehen vom finanziellen Mehraufwand für den Anlagenbetreiber sind solche Energieverluste mit den Bestrebungen, CO2-Emissionen einzusparen und Klimaschutzziele einzuhalten, nicht vereinbar. Für den Reinigungsanlagenbauer Karl Roll war dies Anlass, die intelligente Heizungssteuerung Smart Heating zu entwickeln.
Auf Basis der Information, ab welchem Zeitpunkt die Anlage betriebsbereit sein soll, legt die patentierte Smart Heating selbstständig fest, wann mit dem Aufheizen der Prozessmedien begonnen wird. Sensoren messen dafür kontinuierlich die Temperatur der Prozessmedien. Die ermittelten Werte werden mit hinterlegten Algorithmen verknüpft und verarbeitet. Die Steuerung „weiß“ dadurch, wann die Heizung gestartet werden muss, damit die Prozessmedien genau zum festgelegten Betriebsstart die definierte Temperatur aufweisen. Die energieaufwendigen und kostspielen Standby-Phasen durch Sicherheitszeitzeitpuffer fallen damit weg.
Gleichzeitig erstellt Smart Heating eine dynamische Heizkurve, die den Zustand der Heizung abbildet. Die Steuerung kann dadurch erkennen, ob das Heizaggregat richtig funktioniert. Ist beispielsweise ein Heizstab ausgefallen oder die Leistungsabgabe durch Ablagerungen verringert, wird dies automatisch ausgeglichen, so dass die Anlage trotzdem zum festgelegten Zeitpunkt betriebsbereit ist.
Smart Heating zählt zukünftig zu den Ausstattungsoptionen aller Reinigungsanlagen von Roll. Anlagenspezifisch werden dabei weitere Funktionen integriert, beispielsweise die Regelung der Vakuum- und Kältetechnik bei mit brennbaren Kohlenwasserstoffen betriebenen Lösemittelanlagen oder einer Absaugung bei wässrigen Reinigungssystemen.
Bestehende Anlagen lassen sich damit teilweise nachrüsten. Eine wesentliche Voraussetzung hier ist, dass die Anlagensteuerung noch ausreichend Kapazität bietet, um die Funktion zu integrieren.
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