Wenn Kunden das Walzwerk steuern: thyssenkrupp Hohenlimburg gewinnt Preis für Digitalisierungsprojekt

Mit seiner digitalen Transformation des Unternehmens gewinnt thyssenkrupp Hohenlimburg den 2. Platz des Handelsblatt Diamond Star Awards 2019 in der Kategorie Smart Factory: Der Kunde kann direkt und systemgestützt in die Fertigung seiner Bestellung eingreifen. Mit einer Vorlaufzeit von 48 bis 72 Stunden legt er selbst fest, wann sein Mittelband im Hohenlimburger Warmwalzwerk gewalzt werden soll. Gleichzeitig kann er die Materialeigenschaften des gewünschten Produktes innerhalb der technischen Möglichkeiten noch einmal verändern und aktualisieren – bis wenige Stunden vor der Walzung. Ist die abschließende Einteilung erfolgt, lässt sich der Status der Fertigung online, wenn gewünscht auch per App, verfolgen und beispielsweise erkennen, ob sich das Material bereits auf dem Vormaterialzug von Duisburg nach Hohenlimburg befindet, welches der nächste Fertigungsschritt ist und wie sich der aktuelle Versandstatus darstellt. Ein weiterer Vorteil: Der Kunde bekommt nur das Material, das er aktuell für seine Produktion benötigt und kann bei Bedarf nachbestellen – wenn gewünscht auch mittels „Ein-Klick-Bestellung“ per App.

„Walzen as a Service“ ist einzigartig in der Stahlbranche

Eine derartige Digitalisierung des Bestell- und Herstellungsprozesses ermöglicht ein erweitertes Geschäftsmodell: Die direkte Einflussnahme des Kunden auf den Geschäfts- und Fertigungsprozess seiner Materialien. Die Produktion in Hohenlimburg wird so zum ersten Schritt in der gemeinsamen Wertschöpfungskette mit dem Kunden, der abgeleitet aus seinen Bedarfen selbständig seine Aufträge disponiert, die Materialspezifikation festlegt und den Startpunkt der Fertigung setzt. Bereits 40.000 Tonnen Material wurden auf diese Weise gefertigt und versandt. thyssenkrupp Hohenlimburg lebt die Digitalisierung gemeinsam mit seinen Kunden. Der Kunde wird somit zum Mittelpunkt des Handelns und Wirkens: „Walzen as a Service“.

Digitale Reise über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus

Die prozessuale und digitale Vernetzung des Warmwalzwerks thyssenkrupp Hohenlimburg im Sinne der Industrie 4.0 geht weit über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus. „Es werden kaufmännische, administrative und technische Daten ausgetauscht und intelligent verknüpft“, sagt Ulrich Schneppe, Head of Information Technology von Hohenlimburg und Projektleiter. „Damit haben wir eine belastbare Datenbasis für Business Intelligence, Digitale Zwillinge, Produktions-Apps und vieles mehr geschaffen. Das ist eine unglaublich spannende digitale Reise, auf der wir uns befinden.“ So kann nicht nur der Kunde in die Produktion eingreifen, sondern thyssenkrupp Hohenlimburg steuert direkt die Stranggussanlage seines Vormateriallieferanten an, um einen belastbaren Startzeitpunkt für die Liefertermintreue und -flexibilität zu gewährleisten. „Diese Digitalisierung des Bestell- und Herstellungsprozesses verzahnt uns noch enger mit dem Kunden“, unterstreicht Norman Baltrusch, CFO von thyssenkrupp Hohenlimburg, die Bedeutung des Projekts. „Damit steigern wir nicht nur den Nutzen unserer Kunden, sondern auch die Wertschöpfung in unserer Organisation.“

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