„Lieferengpässe sind ein emotionales Thema für mich, weil sie im Klinikalltag frustrierend und zeitraubend sind“, sagte Kim Green, Apotheker am Universitätsklinikum Heidelberg, zu Beginn seines Vortrags. Sein Unmut ist nachvollziehbar, wenn man sich die Statistik anschaut, die er zur Verdeutlichung mitgebracht hatte: In den Jahren 2011 bis 2017 habe man in der Klinik 1247 Lieferengpässe bei Arzneimitteln gezählt, die in vielen Fällen nur durch aufwendiges Management ausgeglichen werden konnten.
In Heidelberg habe man deshalb eine strukturierte Vorgehensweise für Engpässe entwickelt, die mit einer gründlichen Analyse beginnt: Wie lange wird der Engpass voraussichtlich dauern und wie ist der Lagerbestand? Wie oft wird das Medikament eingesetzt und gibt es Alternativen für die betroffenen Patienten? Das seien nur einige von vielen Fragen, die es zu klären gibt, sagte Green. Nicht minder wichtig sei die Kommunikation. „Ärzte, Pflegepersonal, Apothekenmitarbeiter und Arzneimittelkommission werden zeitnah per E-Mail über den Lieferengpass informiert.“ Auch therapeutische Alternativen würden hier aufgeführt. Am Universitätsklinikum Heidelberg hat man zudem eine eigene Liste mit unverzichtbaren Arzneimitteln erstellt.
Eine andere Möglichkeit, vorübergehende Engpässe zu überbrücken, ist die Herstellung von Arzneimitteln in der Krankenhausapotheke. „Abwegig ist das nicht, schließlich ist die Arzneimittelherstellung eine unserer Domänen“, sagte Prof. Dr. Irene Krämer, Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz. Dort habe man allein im vergangenen Jahr über 17000 unsterile Rezepturen hergestellt, hinzu kamen sterile Rezepturen, diverse Defekturen, Dauerinjektionen, Notfallspritzen und Kardioplegie-Lösungen.
Die Herstellung in der Krankenhausapotheke habe einige Vorteile: Man könne die Patientenversorgung sicherstellen, was für eine Klinik auch einen Imagegewinn bedeute, führte Krämer aus. Außerdem sei es eine Chance, die eigenen Standards zu überprüfen. „Brauchen wir das überhaupt?“ sei eine Frage, die man sich häufiger stellen sollte. Dennoch sei es für viele Krankenhausapotheken kaum möglich, Lieferengpässe allein durch Eigenherstellung zu kompensieren. Es fehle unter anderem an Personal und notwendigen Gerätschaften – zum Beispiel einer Tablettenpresse. Für nachahmenswert hält Prof. Dr. Irene Krämer eine Idee aus den USA: Um Arzneimittelengpässen entgegenzuwirken, haben Krankenhausgruppen dort kurzerhand eine Non-Profit-Organisation zur Arzneimittelherstellung gegründet.
Engpässe betreffen aber nicht nur die Arzneimitteltherapie – auch personell sieht es im Gesundheitssektor nicht rosig aus, wie Dr. Jochen Schnurrer, Apothekenleiter am Universitätsklinikum Essen, in seinem Vortrag erläuterte. Demnach fehlen aktuell rund 250000 Fachkräfte, neben Pflegepersonal auch Ärzte und Pharmazeutisch-Technische Assistenten. „In zehn Jahren wird sich diese Zahl mehr als verdoppeln.“ In vielen Kliniken sei es daher zum Beispiel längst üblich, Personal zu „leasen“ oder Prämien für neu gewonnene Mitarbeiter zu zahlen.
Krankenhausapotheker seien bei Personalengpässen in vielerlei Hinsicht bedeutsam, erläuterte Schnurrer: unter anderem als Prozessoptimierer, Innovator und wichtiger Partner. „Ziel ist es, Fachkräfte in Pflege und Ärzteschaft zu entlasten.“ Das könne durch Optimierung von Prozessen geschehen oder durch die Etablierung innovativer Technologien. Auch die Übernahme verschiedener Tätigkeiten – zum Beispiel Arzneimittelanamnese oder Entlassmanagement – könne die Personalsituation entspannen.
Um die Etablierung von Antibiotic Stewardship (ABS) ging es im Vortrag von Dr. Matthias Fellhauer, Direktor der Apotheke des Schwarzwald-Baar Klinikums Villingen-Schwenningen. Bei diesem Vorhaben arbeitet der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) unter anderem mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie zusammen – mit dem Ziel, die Antibiotikaverordnungspraxis zu verbessern. „Eine zunehmende Antibiotika-Resistenz, ein Mangel an Innovationen und die unsachgemäße Anwendung von Antibiotika machen ein ABS notwendig“, erklärte Fellhauer. Gemeinsames Ziel von Ärzten, Apothekern, Hygienikern und Mikrobiologen sei die Sicherung einer rationalen Antibiotika-Anwendung, doch gerade in Sachen Interdisziplinarität gebe es noch Nachholbedarf. „Es gibt noch viel zu tun, bis ABS flächendeckend etabliert ist.“ Aber es gebe eine große Dynamik seitens aller Beteiligten.
Ja, es bedarf einer Vision, um etwas zu erreichen. Davon zeugte auch der Redebeitrag von Rudolf Bernard, Direktor der Krankenhausapotheke des Klinikums rechts der Isar der TU München und Vizepräsident ADKA. Er richtete einen Blick in die Zukunft des Medikationsmanagements im Krankenhaus, sprach über seine persönlichen Träume diesbezüglich und Ziele des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker. Dazu gehört unter anderem das Closed Loop Medication Management, das bis 2021 für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit in deutschen Kliniken sorgen soll. Auch die Neuausrichtung des Pharmaziestudiums, einschlägige Weiterbildungen und der flächendeckende Einsatz von Stationsapothekern wurde thematisiert.
„Engpässe sind und bleiben eine Herausforderung für Krankenhausapotheken. Wir werden weiter nach Lösungsansätzen suchen, um Patienten bestmöglich zu versorgen“, resümierte Moderator Dr. Jörg Brüggmann, Chefapotheker des BG Klinikums Unfallkrankenhauses Berlin. Dabei seien neue Konzepte und ein langer Atem gefragt. Man sei jedoch auf einem guten Weg, wie die Veranstaltung gezeigt habe. Zufrieden zeigte sich auch Organisator Bernd Rohleder: Das Symposium habe wertvolle Impulse geliefert. „Es ist wichtig, im Gespräch zu bleiben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Eine Möglichkeit sind langfristige Liefervereinbarungen, die sowohl uns, als auch den Kliniken Planungssicherheit garantieren. Sowohl Arzneimittel-Engpässe als auch Personalknappheit sind Themen, die die Gesundheitsbranche noch lange begleiten werden.“
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