Neue Norm bringt mehr Kindersicherheit ins Auto

Bessere Sitze, leichtere Bedienung, weniger Fehlerquellen – Autofahrten sind für Kinder in den vergangenen Jahren deutlich sicherer geworden. Die Erweiterung einer Norm soll jetzt weitere Verbesserungen für jene bringen, die zwar der Babyschale entwachsen, aber noch zu klein für die Reise in Fahrtrichtung sind. Darüber diskutierten im Haus von TÜV SÜD Experten aus 22 Ländern auf der Tagung „Protection of Children in Cars“, die unter dem Generalthema „Erfolge in der Vergangenheit und neue Aufgaben in der Zukunft“ stand. Dabei legten die Veranstalter auch besonderes Augenmerk auf die wichtigen Sitzerhöhungen für ältere Kinder.

Bereits zum 15. Mal trafen sich im Dezember hochrangige Experten für Kindersicherheit aus aller Welt bei der TÜV SÜD Akademie. Sie sind sich seit vielen Jahren einig, dass kleinere Kinder so lange wie möglich gegen die Fahrtrichtung im Auto sitzen sollten. Leider geben aber Eltern diese sichere Anordnung häufig zu früh auf. Jetzt sei eine bedeutende Verbesserung erreicht, sagte der langjährige Tagungsleiter, Prof. Dr. Klaus Langwieder in seiner Keynote zur Eröffnung: Die neue ECE R129, welche die Anforderungen an das moderne Isofix-System regelt, schreibt vor, dass Kinder mindestens bis zu einem Alter von 15 Monaten in rückwärts gerichteten Systemen zu transportieren sind. Diese Norm garantiert zudem den einfachen Einbau in entsprechend vorbereiteten Autos („i-Size“) und garantiert auch einen verbesserten Seitenschutz. „Damit ist erstmals eine umfassende Regelung für die modernen Isofix-Systeme geschaffen“, sagte Langwieder. Es müsse aber niemand einen vorhandenen Kindersitz ersetzen, der nach der Vorschrift ECE R44/03 oder 04 zugelassen ist.

Die über 160 Experten beschäftigten sich zudem intensiv mit den so genannten Sitzerhöhungen für ältere Kinder, die in Deutschland bis zu einem Alter von zwölf Jahren oder einer Größe von 150 Zentimeter vorgeschrieben sind und Verletzungsgefahren durch Benutzung des Sicherheitsgurtes vermeiden. Bei diesen verhältnismäßig einfachen, von den Experten „Booster“ genannten Rückhaltesystemen gibt es große Unterschiede. Wichtig ist, ob sie mit einer Rückenlehne kombiniert sind oder nicht. Vorgeschrieben ist eine solche nicht. Prof. Langwieder und andere Spezialisten befürworteten aber eine entsprechende Überarbeitung der Zulassungsregeln für Booster und verbesserte Benutzungshinweise.

Die zu erwartende Veränderung des Mobilitätsverhaltens, beispielsweise durch Car Sharing, automatisiertes Fahren und neue Taxikonzepte, bringt völlig neue Herausforderungen an Entwicklungskonzepte und Marketing zur Kindersicherheit. Der Verzicht auf das eigene Auto könnte auch zur Nichtanschaffung eines eigenen Kindersitzes führen. Zudem ist das Mitnehmen eigener, passender Sitze für Eltern oft nicht praktikabel. Ein Bericht aus den USA zeigte, dass keinesfalls bei jeder Fahrt in einem „nicht eigenen“ Fahrzeug eine geeignete Rückhaltevorrichtung für Kinder zur Verfügung steht, und für Familien mit mehreren Kindern schon gar nicht. Das trifft nach Ansicht von Experten auch für Europa und andere Länder zu.

Wie immer beschäftigte sich die international bedeutendste Konferenz zur Kindersicherheit auch mit ständig verfeinerten Testverfahren. Dazu gehören Kinderdummies, die immer „menschenähnlicher“ werden und verbesserte Simulationsverfahren (Human Models). In einem zusätzlichen Workshop ergab sich ein intensiver, internationaler Erfahrungsaustausch über Kinder im Straßenverkehr allgemein, zur Verkehrserziehung und über soziokulturelle Einflüsse auf Unfallrisiken. Das Ziel war, weitere Ansätze für effektive Sicherheitsverbesserungen zu finden und praktisch umzusetzen.

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