Vielleicht gibt es sie nicht, die perfekte Welt. Aber das kann kein Grund sein, seiner Vision nicht zu folgen. Denn: Wenn man fragt, wie viele Verkehrstote eine Gesellschaft akzeptieren kann, dann erhält man irgendwann eine Zahl – vielleicht hundert oder tausend im Jahr lautet die Antwort. Auf die Frage aber, wie viele Todesopfer in der eigenen Familie oder im Freundeskreis akzeptabel sind, dann kommt die Antwort prompt: Null! Keinen einzigen ist man bereit zu opfern. Spätestens dann wird klar, dass die „Vision Zero“ mehr ist als nur ein frommer Wunsch, sondern ein sehr berechtigtes Ziel verfolgt.
Ihren Ursprung hat die „Vision Zero“ in Schweden. Seit 1997 verfolgt die schwedische Regierung das Ziel, alle Straßen im Land nach klaren Sicherheitskriterien zu gestalten. Alle neu gebauten Strecken werden seitdem nach dem Prinzip der „Vision Zero“ gebaut und alte Straßen aufgerüstet. Zentraler Anspruch des neuen Verkehrskonzepts: Die Straßenbedingungen müssen toleranter gegenüber Fahrfehlern sein. Ein prominentes Beispiel dafür sind Kreisel, die in ganz Europa immer häufiger zu finden sind. Hier kommt es zwar tendenziell zu mehr Unfällen als an normalen Kreuzungen, allerdings sind die Folgen bei weitem nicht so gravierend. Alternativ dazu bauen die Schweden vermehrt Brücken statt Kreuzungen. Auch Tempolimits sind in Schweden kein Reizthema: 120 Stundenkilometer ist zwischen Kiruna und Malmö das absolute Maximum. Dafür hat Schweden mit 3,0 Verkehrstoten pro 100.000 Einwohnern die wenigsten Opfer unter den Industrienationen zu beklagen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt dieser Wert bei 4,7.
Internationale Politik gegen Verkehrsunfälle
Weltweit engagieren sich zahlreiche Unternehmen, Automobilverbände, Politik und Nichtregierungsorganisationen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Viele Länder haben Aktionspläne und Strategien entwickelt, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken, Rettungsketten zu optimieren oder die Versorgung der Unfallopfer zu verbessern. Bereits 2011 hatten die Vereinten Nationen das Jahrzehnt der Verkehrssicherheit eingeläutet. Immerhin 79 Länder konnten in dieser Dekade die Zahl der Verkehrstoten senken. Doch weltweit kommen noch immer jedes Jahr 1,2 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.
Eine erst kürzlich verabschiedete UN-Resolution setzt die Verbesserung der Verkehrssicherheit als globales Thema. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft außerdem zu mehr interdisziplinärer Zusammenarbeit unter den Akteuren auf, um diese Unfallzahlen langfristig zu senken. Die EU-Kommission hat als Ziel das Jahr 2050 ausgerufen, in dem nahezu niemand mehr auf europäischen Straßen zu Tode kommen soll.
„3.300 Verkehrstote allein in Deutschland sind aus unserer Sicht vollkommen inakzeptabel. Die Technologie, um diese Zahl weiter zu senken, ist bereits verfügbar. Dazu zählen millionenfach unsere Fahrerassistenzsysteme ebenso wie unsere Premium-Reifen“, unterstreicht Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender der Continental AG. „Assistenzsysteme wirken wie elektronische Schutzengel. Sie halten zum Beispiel das Fahrzeug in der Spur und auf der Straße, spähen den toten Winkel aus, bremsen im Notfall eigenständig oder holen Hilfe. Unsere Reifen der Premium-Marke Continental tragen mit ihren exzellenten Bremseigenschaften zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr bei.“
Fünf-Sterne-Technologie
Die Politik hat als Gesetzgeber ebenfalls dazu beigetragen, dass sich neue Technologien flächendeckend durchsetzen konnten. Indem gesetzliche Vorgaben Autohersteller dazu verpflichteten, Assistenzsysteme serienmäßig in Neuwagen einzubauen, konnte das Sicherheitsniveau in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert werden. In Deutschland gehören Anschnallgurt, das Antiblockiersystem, Airbags, ESC und Reifendruckkontrollsysteme dazu.
Auch Organisationen wie NCAP, The New Car Assessment Programme, helfen dabei, das Thema Sicherheit immer weiter in der Öffentlichkeit und bei Herstellern zu verankern. NCAP hat seit 1997 neue Testverfahren entwickelt: Mehr als 1.800 Autos wurden Crashtests unterzogen, bei denen seit 2009 auch die Effektivität von Fahrerassistenzsystemen berücksichtigt wird. Vor allem aber hat NCAP ein klares Fünf-Sterne-Bewertungssystem für Neuwagen etabliert. An neun von zehn in Europa verkauften Autos vergibt NCAP mittlerweile eine solche Sicherheitsbewertung. Dieses klare Bewertungssystem des NCAP hat wesentlich dazu beigetragen, dass Sicherheit beim Autokauf ein relevantes und vor allem leicht nachzuvollziehendes Entscheidungskriterium geworden ist.
Übrigens: Eine Top-Bewertung mit fünf NCAP-Sternen erhält ein Neuwagen mittlerweile nur noch, wenn er auch über einen automatischen Notbremsassistenten verfügt – unabhängig davon, ob dieses System verpflichtend ist oder nicht. Für die Hersteller und Automobilzulieferer ist dies Anreiz, über die gesetzlichen Vorgaben hinaus an neuen Sicherheitstechnologien zu arbeiten. Bei Continental ist man davon überzeugt, dass die Vergabe der Euro-NCAP-Sterne in der Kompaktklasse- und dem Kleinwagensegment einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Sicherheit leistet – nicht nur in Europa, sondern weltweit.
Stop the Crash!
Continental unterstützt daher als Partner die „Stop the Crash“-Kampagne von NCAP – und zwar sowohl mit der Division Chassis & Safety als auch mit der Division Reifen, die exklusiver Reifenpartner von „Stop the Crash“ ist. „Als Partner von Global NCAP sensibilisieren wir die Autofahrer weltweit für die hohe Bedeutung der Reifen, informieren über ausreichende Profiltiefe und korrekten Reifendruck“, sagt Nikolai Setzer, Mitglied im Vorstand der Continental AG und Leiter der Division Reifen. „Denn schon mit wenig Aufwand in der Wartung und Kontrolle der Reifen kann jeder einen wertvollen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit leisten.“ Schließlich sind die Reifen der einzige Kontakt zum Asphalt und müssen die auftretenden Kräfte auf die Straße bringen. Damit sind sie wohl einer der relevantesten Bauteile für Sicherheit im Straßenverkehr.
„Stop the Crash“ ist als globale Kampagne angelegt. Der Fokus liegt vor allem auf den bevölkerungsstarken Schwellenländern, in denen die meisten Neuwagen der Klein- und Kompaktklasse zugelassen werden. Mit Fahrdemonstrationen zu modernen Sicherheitstechnologien und Reifen-Themen soll in Ländern wie Malaysia, Mexiko, China oder Indien das Bewusstsein für mehr Verkehrssicherheit spürbar erhöht werden.
Infrastruktur und Rechtssicherheit
In den Industrienationen werden derweil die Weichen zum automatisierten Fahren gestellt. Aus Sicht der Technologie-Entwickler ist dies nur ein weiterer logischer Schritt. Continental fokussiert sich dabei stark auf die Integration von hoch entwickelten Assistenzsystemen, Sensorik, Reifen und Software zu ganzheitlichen und leistungsstarken Systemen.
Notwendig ist dafür aber eine Infrastruktur, die auf Fahrer-assistenzsysteme optimiert und auch mit intelligenten Verkehrssignalen ausgestattet ist. So erst können Fahrzeuge sozusagen „mit der Straße kommunizieren“. „Smarte“ Ampeln können sich dann an das jeweilige Verkehrsaufkommen anpassen. Wenn auch die Fahrzeuge untereinander Daten austauschen, können Assistenzsysteme ihr ganzes Potenzial entfalten. Vernetzte Informationen sorgen nicht nur dafür, dass Verkehrsflüsse optimiert werden, auch das Zusammenspiel der Fahrzeuge untereinander funktioniert dadurch in anspruchsvollen Verkehrssituationen reibungslos.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen ebenfalls angepasst werden. Wer trägt wann welche Verantwortung? Klar ist, dass statistisch gesehen die Unfallzahlen durch automatisiertes Fahren zurückgehen. Aber wer haftet, wenn doch etwas passiert? Continental begrüßt den Vorstoß der G7-Länder für einen einheitlichen Rechtsrahmen – unterschiedliche Regelungen in einzelnen Ländern sollten vermieden werden. Erste Schritte werden bereits unternommen: Im September 2016 hat die Bundesregierung die jüngste Reform des Wiener Übereinkommens über den Straßen- verkehr umgesetzt, mit der Fahrerassistenzsysteme berücksichtigt werden. Diese besagen, dass der Fahrer die eingesetzten Systeme „übersteuern“ oder abschalten können muss. Zudem soll die weitere Entwicklung automatisierter Fahr- technologien unterstützt werden. Die Verkehrsminister der G7-Staaten sind sich einig, dass ein harmonisierter Rahmen nötig ist, um innovative Technologien länderübergreifend einsetzen zu können.
Werden die juristischen Fragen gelöst, kann hochautomatisiertes Fahren zum Beispiel auf der Autobahn ab 2020 Realität werden. Nach 2025 soll das Auto dann schrittweise die auch in komplexen Verkehrsumfeldern die Kontrolle übernehmen – also auch auf Landstraßen und in Stadtzentren.
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