Dabei gingen die Inhalte weit über die reine Betrachtung der Systemwelten hinaus und entführten die Teilnehmer in übergreifende Kontexte – ein Muss, denn, so Stich, nur derjenige ist erfolgreich, der willens und in der Lage ist, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Dies gelte für ERP- und MES-Anbieter und -Nutzer gleichermaßen. Industrie 4.0 und die Digitalisierung von Geschäftsabläufen biete auch der ERP- und MES-Branche große Potenziale deutlich über die Programmierung hinaus. Im Sinne der Interdisziplinarität und Interaktivität sei nicht mehr ausschließlich das ERP- oder ME-System, sondern die Vernetzung zwischen diesen Systemen und dem Menschen relevant.
Die Eröffnungsvorträge hielten Professor Günther Schuh, Direktor des FIR, und Johannes Klöcker, CPO & Head Key Account Management von Klöckner & Co Deutschland. Der von Schuh vorgestellte „Industrie 4.0 Maturity Index“ beurteilt den Reifegrad eines Unternehmens hinsichtlich seiner Industrie 4.0-Fähigkeit und leitet daraus eine digitale Roadmap ab. Agile Unternehmen, so Schuh, übertreffen heute schon traditionelle Unternehmen mit gravierend kürzeren Latenzzeiten innerhalb der Entscheidungswege. Wie dies praktisch funktioniert, hat Schuh durch das Erfolgsprojekt des Elektroautos e.GO Life bereits bewiesen. Klöcker sieht im Zuge der Digitalisierung die Umwandlung der klassischen Wertschöpfungskette in eine Industrieplattform, die als offener Marktplatz Transparenz schafft, Lieferanten integriert und Preisvergleiche ermöglicht.
Mit seinem agilen Auftritt zog Daniel Terner, Mitglied der Geschäftsführung der AEB GmbH und Head of Marketing, die Zuhörer in seinen Bann. Unternehmen können die verändernde Arbeitswelt nutzen, indem sie in allen Bereichen mehr wagen. Das wichtigste sei, den Unterschied zu „machen“ und dabei zwar risikoreicher, aber auch erfolgreicher zu agieren.
Im Zeichen des „Machens“ stand auch der Vortrag von Klaus Burmeister, Gründer von Z_punkt und Head of Foresightlab, der seine Thesen zur Arbeitswelt von morgen vorstellte. Burmeister denkt bereits heute über die Industrie 4.0 hinaus und verliert dabei nicht den Blick für gesamtgesellschaftliche Prozesse. Für ihn sind smarte, vernetzte Systeme und Plattformen die Organisationsstruktur der Zukunft, mit denen kreative Menschen umgehen müssen.
Der vorgelagerte Praxistag bot den Teilnehmern zusätzlich die Möglichkeit, in drei interaktiven Seminaren Lösungsansätze für das eigene Unternehmen diskutieren zu können: Im Workshop „ERP-/MES-Management in der Praxis“ stand die Identifizierung des richtigen Systems für Unternehmen im Mittelpunkt. In „Stammdaten in der Praxis“ lernten die Teilnehmer die Bedeutung des Themas Stammdatenmanagement für den unternehmerischen Erfolg kennen. Wie man Optimierungspotenziale in den Bereichen Planung und Steuerung von Businessprozessen nutzen kann, war das Kernthema des Seminars „Kennzahlenbasierte Optimierung von Businessprozessen".
Die nächsten Aachener ERP-Tage finden vom 19. bis zum 21. Juni 2018 statt. Weitere Informationen zu der Veranstaltung sind online unter erp-tage.de abrufbar.
Das FIR ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung mit dem Ziel, die organisationalen Grundlagen zu schaffen für das digital vernetzte industrielle Unternehmen der Zukunft. Das Institut begleitet Unternehmen, forscht, qualifiziert und lehrt in den Bereichen Dienstleistungsmanagement, Business-Transformation, Informationsmanagement und Produktionsmanagement. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen fördert das FIR die Forschung und Entwicklung zugunsten kleiner, mittlerer und großer Unternehmen. Seit 2010 leitet der Geschäftsführer des FIR, Professor Volker Stich, zudem das Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus. Im Cluster Smart Logistik ermöglicht das FIR eine bisher einzigartige Form der Zusammenarbeit zwischen Vertretern aus Forschung und Industrie. Zur Stärkung des Standorts NRW unterstützt das FIR als Johannes-Rau-Forschungsinstitut zudem die Forschungsstrategie des Landes und beteiligt sich an den entsprechenden Landesclustern.
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