Im Gleichgewichtszustand bleibt die Biodiversität ähnlich groß, auch wenn einzelne Arten aussterben und andere hinzukommen. Obwohl es allgemein anerkannt ist, dass die Entfernung einer Insel zum Festland die dortige Biodiversität beeinflusst, konnte die Gültigkeit der Gleichgewichtshypothese nie belegt werden. Für die aktuelle Studie haben die Biologen alle Landvögel der Kanarischen Inseln, der Kapverden, der Azoren und Madeiras genetisch untersucht. Dabei setzten sie die Variabilität eines Gens mit bekannter Mutationsrate als molekulare Uhr ein, die es ermöglichte, den Zeitpunkt der Besiedelung zu ermitteln. Um herauszufinden, ob sich schon eine eigene inselspezifische Art herausgebildet hat, analysierten sie, wie weit sich die Arten von ihrer Festland-Ursprungsart genetisch entfernt haben. Die ermittelten Daten wurden in ein Simulationsmodell eingespeist, das die Raten von Einwanderung, Artbildung und Aussterben simuliert. Mit diesem Ansatz konnten die Forscher zeigen, dass sich die Biodiversität, zumindest aller Landvögel, auf den getesteten Inselgruppen in allen Fällen in einem Gleichgewicht befindet. Eine der wichtigsten Hypothesen der Inselbiogeografie, einem Teilgebiet der Biogeografie, das Konzepte aus Ökologie und Evolutionsbiologie verbindet, ist damit erstmals experimentell getestet und bestätigt.
An der Studie wirkten unter anderem Dr. Luis Valente, Humboldtstipendiat in der Gruppe von Prof. Dr. Ralph Tiedemann und Träger des Brandenburger PostDoc-Preises 2016, und die Potsdamer Bachelorstudentin Tamara Pallien mit.
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