Kokskohle mit einem Fassungsvermögen von zwei Millionen Lkw verarbeitet
50 Millionen Tonnen sind eine geradezu unvorstellbare Menge – nicht so für Peter Liszio. Der technische Geschäftsführer der Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern (KBS)kann das an einem Beispiel verdeutlichen: „Eine Halde fasst etwa 80.000 Tonnen Kokskohle, so dass man sich, gerechnet auf 50 Millionen Tonnen, 625 solcher Halden vorstellen muss. Mit dieser Menge kann man rund zwei Millionen Lkw füllen, die auf einer geschätzten Gesamtlänge von 25.000 Kilometern hintereinander stünden. Damit könnte man also die Erde auf Höhe des Äquators um mehr als die Hälfte umrunden.“
Bis zum heutigen Tag ist die Anlage weltweit eine der modernsten, hat sie doch das umweltschonende Verfahren zur Nasskühlung bei der Koksproduktion als neue Technologie etabliert. Dabei ist die Kokerei nicht nur technisch hochspezialisiert, sondern auch in ihren Prozessen global vernetzt – „immer mit dem Ziel, qualitativ ebenso wie in Bezug auf Innovations- und Umweltstandards sowie wirtschaftlich auf höchstem Niveau zu arbeiten“, erläutert der für den kaufmännischen Bereich bei der KBS zuständige Michael Fonck. „Kamen im Jahr 2003 in der neuen Kokerei noch immerhin rund 20 Prozent der Kohle aus Deutschland, so sind wir vor etwa sieben Jahren vollständig auf Importkohle umgestiegen. Die Edelkohle, die wir zur Koksproduktion benötigen, beziehen wir aus nahezu allen Märkten weltweit, im Wesentlichen aus Australien, Kanada, USA, Afrika sowie zum Teil aus Asien.“
Technische Innovation und Teamgeist sind Eckpfeiler des Erfolgs
Die bislang verarbeiteten 50 Millionen Tonnen Kokskohle gingen in Form von hochwertigem Koks direkt und vollständig in die benachbarten Hochöfen des thyssenkrupp-Stahlbereichs: Dort deckt die Kokerei mit einer Koksproduktion von rund 2,8 Millionen Tonnen pro Jahr rund 70 Prozent des Koksbedarfs ab. Eine enge Verzahnung, die reibungsloser kaum laufen könnte – davon zeugen nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch die eng aufeinander abgestimmten Prozesse sowie eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Unsere Kokerei ersetzte seinerzeit die veraltete Anlage, die nach über einhundert Jahren nicht mehr den modernen Standards entsprach“, erläutert Liszio. Das Kernthema Innovationen haben die Verantwortlichen auch seit Inbetriebnahme nicht vernachlässigt: Nachdem bereits im vergangenen Jahr in Kooperation mit der TU Berlin sowie der Schwestergesellschaft thyssenkrupp Industrial Solutions ein Verfahren zur weiteren Verwendung des beim Produktionsprozess anfallenden Kokskofen-Gases pilotiert wurde, ist auch die Kohlenforschung am Standort in vollem Gange. „Mit der Einstellung der Kohleförderung in Deutschland kam auch das Ende der Forschungstätigkeit rund um das Thema. Angesichts der allgemeinen Knappheit an Kokskohle sehen wir aber den dringenden Bedarf, an dieses Wissen anzuknüpfen und weiterzudenken“, so Liszio. Gemeinsam mit einem Team aus Wissenschaftlern, Technikern und Ingenieuren läuft daher seit rund vier Jahren vor Ort in Schwelgern eine Serie von Projekten zur Zukunft der Kokskohle, das so weltweit einzigartig und mit einer Investitionssumme von mehreren Millionen Euro ausgestattet ist.
Den wichtigsten Erfolgsfaktor – neben Innovationsdrang und Pioniergeist – stellen, davon sind die beiden Geschäftsführer überzeugt, die 320 hochspezialisierten Mitarbeiter der KBS dar: „Viele von Ihnen begleiten die Entwicklungen in ,ihrer‘ Kokerei schon seit Jahrzehnten und sind seit der ersten Befüllung in Schwelgern mit an Bord. Dabei haben sie den Wandel vom alten Betrieb zu einer hochmodernen, in vielen Teilen digitalisierten Kokerei und damit zum Teil völlig neue Anforderungsprofile an die eigene Arbeit mitgetragen. Der Teamgeist im Werk ist förmlich spürbar.“
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