Votum für Textilstandort Krefeld: DTNW nach dreijähriger Sanierung wiedereröffnet

Nach dreijähriger Sanierungsphase ist heute das Deutsche Textilforschungszentrum Nordwest (DTNW) in Krefeld wieder eröffnet worden. Insgesamt wurden neun Millionen Euro investiert, um das Forschungszentrum von Grund auf zu sanieren und zu modernisieren. Das DTNW ist nun auch wieder erkennbarer Teil des Campus Krefeld West der Hochschule Niederrhein. Seit dem Oktober 2013 ist das DTNW bundesweit das einzige An-Institut, das sowohl an eine Hochschule für angewandte Wissenschaften als auch an eine Universität angegliedert ist: nämlich an die Hochschule Niederrhein und die Universität Duisburg-Essen.

Damit nimmt das DTNW heute eine Transferfunktion zwischen universitärer Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung wahr. Das vom Wissenschaftsrat immer wieder geforderte Kooperationsmodell zwischen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften wird in Krefeld gelebt. Mit dem Einzug des Bereichs Lackchemie der Hochschule Niederrhein in das Gebäude des DTNW wird dies auch räumlich umgesetzt. Dort forschen Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein und des DTNW Seite an Seite. Dies unterstreichen derzeit zwölf kooperative Promotionen von Studierenden der Hochschule Niederrhein am DTNW.

„Die Investitionssumme von neun Millionen Euro zeigt ein klares positives Votum für den textilen Standort Krefeld“, sagte Prof. Dr. Jochen S. Gutmann, Leiter der DTNW gGmbH, heute bei der Eröffnungsfeier. Als Gutmann vor knapp sieben Jahren an die Universität Duisburg-Essen berufen wurde, sah das noch anders aus. Damals stand das Forschungszentrum in Krefeld vor einer ungewissen Zukunft. Im Raum stand ein Zusammenschluss mit dem Wollinstitut der RWTH Aachen.

Ende 2011 gründeten Hochschule Niederrhein und der Verein DTNW eine gemeinnützige GmbH, die DTNW gGmbH. Zur besseren Vernetzung mit der Wirtschaft als Auftraggeber und Drittmittelgeber wurde der zukünftig als Förderverein fungierende DTNW e.V. mit 25,1 Prozent an der Gesellschaft beteiligt. Mehrheitsgesellschafter an der gGmbH wurde die Hochschule Niederrhein mit 74,9 Prozent Beteiligung.

Die Hochschule erweiterte damit ihr Textil-Portfolio, wozu bisher vor allem Mönchengladbacher Einrichtungen gehörten: der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik, das gleichnamige Forschungsinstitut, die Öffentliche Prüfstelle. „Ziel der Zusammenarbeit ist es, den langen Weg von der ersten Erkenntnis bis zur Nutzung systematisch zu organisieren. So wird die Innovationskette von der chemischen Grundlagenforschung an der UDE über ihre Anwendung an der Hochschule Niederrhein bis zur Nutzung durch die Textilwirtschaft geschlossen. Am DTNW entsteht aus dem reinen Erkenntnisgewinn ein konkreter Nutzen“, sagte Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein.

Das Land Nordrhein-Westfalen investiert jährlich 490.000 Euro in das gemeinsame Projekt. Wissenschaftsministerin Svenja Schulze ließ es sich nicht nehmen, bei der Eröffnung des DTNW vor Ort zu sein und erklärte das Engagement des Landes: „Hinter dem Begriff Textil-Forschung verbergen sich zahlreiche innovative Anwendungsmöglichkeiten wie etwa Leichtbau, Medizinprodukte und Nahrungsmittel und damit Lösungen für viele gesellschaftliche Herausforderungen. Die Besonderheit der Textilforschung liegt in der Verbindung von Innovation und Tradition. Die Kooperation mit der Hochschule Niederrhein und der Uni Duisburg-Essen hebt den besonderen Stellenwert des Deutschen Textilforschungszentrums als erstes gemeinsames An-Institut einer Fachhochschule und einer Universität hervor.“

Von der Universität Duisburg-Essen war Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke nach Krefeld gekommen, um die enge Verbindung des DTNW zur UDE zu unterstreichen: „Die Verbindungen zwischen der Universität Duisburg-Essen und dem DTNW sind und waren traditionell eng. Das zeigt sich auch daran, dass die Wissenschaftler während der Umbaumaßnahmen in unserem Nanoenergietechnikzentrum weiter forschen und sich fachnah vernetzen konnten. So haben sie ihre laufenden Projekte nicht nur fortgeführt, sondern wurden für ihre erfolgreiche Arbeit auch mehrfach ausgezeichnet.“

Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer betonte die Bedeutung des DTNW für die Seidenstadt: „Mit den modernisierten Räumen des DTNW schlagen wir in Krefeld ein neues Kapitel einer fast 100-jährigen gemeinsamen Geschichte auf. Das Institut steht als ehemalige Textilforschungsanstalt für die Tradition unserer Stadt wie Samt und Seide, arbeitet aktuell eng mit hiesigen Unternehmen zusammen und erforscht zugleich die Zukunftsperspektiven der Branche. Das DTNW verkörpert ein Stück Krefelder Identität – durch die wissenschaftlichen Inhalte, durch die Architektur von Bernhard Pfau und nicht zuletzt durch die enge Anbindung an die Hochschule Niederrhein.“

In den vergangenen drei Jahren wurde das Gebäude energetisch und sicherheitstechnisch saniert. Die Fassade wurde komplett erneuert, der Grundriss in Teilen geändert. Aus Brandschutzgründen wurde eine zusätzliche Außentreppe errichtet. Im Innern wurden die Labore auf den neuesten Stand der Technik gebracht, die Treppen erneuert, Wände, Decken und Böden neu verlegt. Die komplette Haustechnik wurde auf den neuesten Stand gebracht. Für Materialprüfungen wurden darüber hinaus zwei Normklimaräume gebaut, die von der DTNW ÖP GmbH und dem Fachbereich Chemie genutzt werden.

Insgesamt stehen in dem kernsanierten Gebäude 3500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Davon werden 1000m2 von der DTNW gGmbH genutzt, 1000m2 vom Fachbereich Chemie der Hochschule Niederrhein, 600m2 von der DTNW ÖP GmbH und der Rest für allgemeine Räume und Technikräume.

Die Sanierungsmaßnahmen wurden vom DTNW e.V. durchgeführt, dem das Gebäude auch gehört. Pächter ist die Hochschule Niederrhein, die zugleich das Gebäude betreibt und an die DTNW Deutsches Textilforschungszentrum Nord-West gGmbH und die DTNW Öffentliche Prüfstelle GmbH vermietet.
 

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